Erinnerung und Verantwortung: Klasse 13 im Landeshauptarchiv Koblenz
Am vergangenen Mittwoch hatte der Leistungskurs Geschichte der 13. Klasse die Gelegenheit, das Landeshauptarchiv Koblenz zu besuchen und dort historische Akten im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht und dem Schicksal der jüdischen Familie Kahn aus Horhausen zu studieren.
Die Exkursion begann mit einer informativen Führung durch Frau Dr. Goebel, bei der den SchülerInnen die Bedeutung dieses Archivs für die Aufbewahrung und den Schutz wichtiger historischer Dokumente nähergebracht wurde. Sie erhielten Einblicke in die Organisation und Struktur des Archivs, und es wurde betont, wie diese Einrichtung dazu beiträgt, die Geschichte unserer Region lebendig zu erhalten. Das Highlight war zweifelsohne das Betrachten einer päpstlichen Urkunde aus dem Jahr 1189.
Nach der Führung begann der Hauptteil des Besuchs: das Studium von Akten zur Reichspogromnacht und dem Schicksal der jüdischen Familie Kahn aus Horhausen. Dieser Teil des Besuchs war von besonderer Bedeutung, da er den Schülern die Möglichkeit bot, sich in die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte einzuarbeiten und das individuelle Leid, das mit diesen Ereignissen verbunden war, zu verstehen.
Die Schüler arbeiteten in Gruppen und erhielten Zugang zu sorgfältig katalogisierten Akten und Dokumenten aus der Zeit der Reichspogromnacht. Sie konnten unterschiedliche Dokumente studieren, die das Ausmaß des Leids und der Verfolgung der Familie Kahn aus Horhausen sowie dem Versuch der juristischen Wiedergutmachung dokumentierten.
Während des Studiums der Akten wurden die Schüler von einer Archivmitarbeiterin unterstützt. Diese persönliche Betreuung half den SchülerInnen, die historischen Ereignisse besser zu verstehen und ihre Bedeutung für die heutige Zeit zu reflektieren. Dabei wurden typische Muster für die Nachkriegszeit und Entnazifizierung deutlich: keiner kann sich erinnern, dass irgendjemand aus dem Ort sich beteiligt hat, die vermeintlichen Täter waren im Grunde gute Menschen. Entsprechend wurde niemand zur Rechenschaft gezogen.
Der Besuch des Landeshauptarchivs und das Studium der Akten waren für die 13. Klasse eine bewegende Erfahrung. Es erinnerte daran, wie wichtig es ist, die Geschichte zu bewahren und aus ihr zu lernen. Die SchülerInnen verließen das Archiv mit einem tieferen Verständnis für die Vergangenheit und einem gesteigerten Bewusstsein für die Bedeutung der Erinnerung und des Gedenkens.
© Andreas Brandl